Predigttext 1.Kor 15,1-11

Liebe Geschwister,

während wir heute die Osterbotschaft feiern, können wir nicht ignorieren, dass unsere Welt von Herausforderungen und Konflikten geprägt ist. Der laufende Krieg in der Ukraine bringt Leid und Schmerz für viele unschuldige Menschen mit sich. Angesichts dieser Umstände ist es besonders wichtig, an die Botschaft der Auferstehung zu erinnern, die uns Hoffnung, Trost und Orientierung inmitten der Dunkelheit gibt.

Die Botschaft des Osterfestes erinnert uns daran, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, von den Toten auferstanden ist. Sein Sieg über den Tod ist ein Sieg über alle Formen von Leid, Gewalt und Unterdrückung. Seine Auferstehung gibt uns Hoffnung, dass am Ende das Gute und das Licht triumphieren werden, und dass Gott am Werk ist, um die Welt zu erneuern und zu heilen.

In unserem Bibeltext aus 1. Korinther 15 sehen wir, dass Paulus betont, wie entscheidend die Auferstehung Jesu für unseren Glauben ist. Denn durch seine Auferstehung wurde das Evangelium von Christus bekräftigt und bestätigt. Es ist das Fundament unseres Glaubens, das uns Hoffnung und Sicherheit inmitten der Unsicherheiten dieser Welt gibt.

Liebe Gemeinde,

ich halte hier mal kurz inne. Fühlt ihr euch angesprochen? Könnt ihr folgen?

Ich muss nämlich zugeben, dass diese Predigtworte nicht von mir stammen. Sie wurden noch nicht einmal von einem Menschen geschrieben, sondern von einer künstlichen Intelligenz. Genauer: von ChatGPT, einer Art Chat-Roboter, dem man – nachdem man sich angemeldet hat – eine Frage stellen kann und dieser gibt eine Antwort.

  • Sowas gibt es schon lange
  • Neu ist die hohe Qualität der Antworten

Ich habe mich da angemeldet – und ChatGPT gebeten eine Predigt für den Ostersonntag zu schreiben zu 1.Korinther 15. Dabei sollte er den Ukrainekrieg berücksichtigen.

  • Habt ihr es gemerkt? 

Die Worte waren vielleicht etwas floskelhaft, alles wirkt etwas zu allgemein und unpersönlich. Eine gute Predigt wäre es nicht geworden, aber vielleicht wäre man damit durchgekommen.

ChatGPT ist aktuell in aller Munde

  • Beantwortet Fragen, nimmt Arbeitsanweisungen entgegen, wie „Schreibe einen Liebesbrief“, Setz ein Bewerbungsschreiben auf“ oder „Denk dir einen Songtext aus“
  • Die neueste Version 4 soll das bayrische Staatsexamen im Fachbereich Medizin erfolgreich bestanden haben
  • Eine Antwort erfolgt innerhalb von Sekunden
  • Berechnungen dafür sind äußerst komplex
  • Das dahinterliegende System wurde dafür mit Millionen von Texten, den Trainingsdaten, gefüttert. (Bücher, Artikel, Wikipedia-Einträge, auch literarische Texte).
  • Die KI passt seine Berechnungen ständig neu an – es lernt unentwegt dazu.
  • Das System setzt in einem komplizierten Verfahren quasi Wort für Wort die Antwort zusammen, die es für am Wahrscheinlichsten hält. Ein wenig so, wie wenn WhattsApp beim Tippen schon das nächste Wort vorschlägt.
  • Ergebnisse sind beeindruckend: menschlich wirkende Texte, mit hohem Wahrheitsgehalt.
  • Die Zukunft verspricht enorme Entwicklungen auf diesem Gebiet
  • Und die Entwicklungen laufen immer schneller voran

Könnte das alles bedrohlich werden? Werden wir noch hinterherkommen?

  • Vor kurzem haben der Tesla-Chef, ein Mitbegründer von Apple und andere Größen aus der Technologie-Branche gefordert, mal auf Pause zu drücken bei der Entwicklung von KI
  • Könnte KI bald intelligenter sein als der Mensch? Es geht auch um Fragen der Risikoabschätzung: Was passiert, wenn neue KIs in die Hände von den Falschen geraten, wenn sie Propaganda und Fake-News verbreiten, wenn sie die Arbeit von vielen Angestellten abschaffen werden?

Werden wir bald durch Maschinen ersetzt werden? Was ist, wenn eine KI eines Tages besser predigen wird als ich?

Noch herrscht größtenteils die Grundannahme, dass wir als Menschen doch mehr sind und mehr können als Maschinen:

Wir haben ein Bewusstsein, Empfindungen, Gefühle, einen Geist. Wir können eigene – auch irrationale – Entscheidungen treffen.

Nur: Sind wir es selbst, die denken, empfinden und handeln? Die Hirnforschung ist schon seit Jahrzehnten an diesen Fragen dran und ist dabei unser Menschenbild zu entzaubern.

Könnte es nicht sein, dass es nur neuronale Aktivitäten in uns sind, die uns steuern – ein Feuerwerk an Neuronen und Botenstoffen?

Denken wir selbst, glauben wir selbst, leben wir selbst oder sind es nur komplexe Berechnungen unseres neuronalen Netzwerkes, welche aufgrund der Daten aus unseren Genen, unserer sozialen Umgebung und unserer bisherigen Entscheidungen und Vorlieben, für uns das Denken, das Glaubensbekenntnis, ja das Leben steuern? Und könnte das nicht in ein paar Jahren eine KI viel besser als wir? Ganz ohne Kriege und all dem Leid, das wir Menschen uns gegenseitig antun? Ein unheimlicher Gedanke, oder?

Es käme einer Kreuzigung all unserer bisherigen Glaubensbilder gleich. Die vollkommene Rationalisierung und Technisierung der Welt.

Wie widersinnig erscheint da die Botschaft von der Auferstehung. Sie ist eine echte Zumutung für den rationalen, naturwissenschaftlichen (technik-affinen) Menschen. Das sollen wir glauben?

Der Apostel Paulus erinnert im 1.Korinther 15 an die Grundlagen des Evangeliums, der gute Nachricht. Er ermahnt, diese und weiterzutragen.

„Grundlegend ist:“ schreibt Paulus „Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es in der Heiligen Schrift steht. Er wurde begraben und am dritten Tag auferweckt“.

Diese Geschichte ist nicht erst für den modernen oder postmodernen Menschen eine Zumutung. Sie war es auch damals schon. Schon zur damaligen Zeit kursierte das Gerücht, dass die Jünger Jesu den Leichnam Jesu heimlich gestohlen haben und nun solche Fake-News von der Auferstehung verbreiten. Oder (anderes Gerücht): Jesus war gar nicht richtig tot, sondern nur zum Schein.

Paulus fügt seiner Grundlagenrede dann eine Aufzählung derer an, die den Auferstandenen gesehen haben:

Kephas – Petrus, den zwölf Jüngern, dann über 500 Brüdern und Schwestern auf einmal, Jakobus, schließlich allen Aposteln und zuletzt auch ihm, Paulus.

Diese Namen muss man sich nicht merken – ist auch irgendwie egal, wer ihn, wann, wie, mit wem zusammen gesehen hat.

Aber warum ist Paulus diese Aufzählung hier wichtig?

Er nennt hier die Zeugen der Auferstehung.

  • „Beweis“ der Auferstehung liegt in den Augenzeugenberichten derer, die Christus gesehen haben
  • Was man gesehen hat, muss wahr sein – das kann auch keine KI ersetzen – Oder?

Interessant ist: Der Vorgang des „Sehens“ mit unseren Augen ist nicht einfach eine Bildprojektion in unser Gehirn hinein (wie ein Beamer, mit dem ich das Bild vom Laptop auf die Leinwand projizieren kann).

  • Was wir meinen zu Sehen, ist in Wahrheit eine Konstruktion unseres Gehirns!
  • Ein komplexer Vorgang in unserem neuronalen Netzwerk
  • Also doch nicht so viel anders als eine KI?

Könnte die Erscheinung des Auferstandenen nur ein falsch interpretiertes Konstrukt sein? War da der unbedingte Wunsch vielleicht Vater des Glaubens an die Auferstehung?

Naja. 500 Leute sollen ihn gleichzeitig gesehen haben, meint Paulus. Ein Massenphänomen. Ein Massenirrtum?

  • Klingt unwahrscheinlich, dass alle das falsch interpretiert haben sollen. Ist aber nicht ausgeschlossen.
  • Ein Glaube, der durch die letzten 2000 Jahre sich hindurchgetragen hat – Alles nur falsch interpretiert?
  • 1/3 der Menschen der Welt beschreiben sich als christlich gläubig – vielleicht glauben nicht alle an die Auferstehung, aber alle glauben mehr oder weniger an Christus – Alle sollen das nur falsch konstruiert und interpretiert haben?
  • Sehr unwahrscheinlich. Doch es bleibt dabei: Es gibt keinen Beweis für die Auferstehung. Es gibt keine Beweise für den Glauben!
  • Genauso wie es keine Beweise dagegen gibt.

Der Glaube lebt von all dem, was sich nicht beweisen, sondern nur erzählen lässt. Es braucht die Zeugen! Glaube lebt von der Erzählgemeinschaft

  • Der Inhalt des Glaubens ist, dass Menschen persönlich Christus begegnen, ihn sehen – auf die eine oder andere Weise
  • und dass sie davon weitererzählen

Wie das Leben funktioniert – das Sehen, das Denken, das Fühlen, vielleicht auch das Glauben; wo das im Körper stattfindet; all das lässt sich mehr und mehr erforschen und beschreiben

Und dennoch sind keine der Grundfragen des Lebens beantwortet: Was war am Anfang? Und was kommt nach dem Ende? Woher komme ich? Wer bin ich? Und was werde ich sein?

Kernsatz von Paulus in unserem Bibelabschnitt heißt: „Aber durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin.“

  • Paulus war wahrscheinlich ein schwieriger Charakter
  • An einer Stelle sagt er „Ganz zuletzt hat er sich auch mir gezeigt – also gleichsam einem Missratenen. Ich bin nämlich der unwürdigste unter den Aposteln…“ Dann schreibt er: „Ich habe mehr für die Gute Nachricht gearbeitet als alle anderen Apostel“
  • Er ist also schwankend zwischen totalen Selbstzweifeln bis hin zur Depression auf der einen Seite und größenwahnsinnig auf der anderen.
  • Aber: Paulus wirft sich hinein in die Gnade Gottes. Als wollte er sagen: „Ich weiß in mir selbst nicht, wer ich bin. Ich weiß nur eines: Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin. Und das reicht mir.“

Und das glaube ich auch für mein Leben. Das ist meine Hoffnung, das ist mein Trost. Darin liegt für mich die Kraft der Auferstehung: Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin.

Gnade = diese liebevolle Zuwendung Gottes, die er den Menschen ohne Vorbedingung schenkt. Ich brauche die in meinem Leben. Ich habe sie erlebt.

Persönliches Beispiel von mir:

  • Gebetsnacht mit kleiner Gruppe
  • Auf Knien, den Kopf zwischen den Händen verborgen
  • Intensives Empfinden der Gegenwart Gottes – Gott umhüllt mich wie mit einer Decke. Die Vaterliebe Gottes überdeckt mich, schützt mich, begleitet mich, ist mir näher als sonst etwas in meinem Leben.

Ich weiß nicht, wie meine Empfindungen, Gedanken und Glaubensüberzeugungen in mir zustande kommen.

  • Ist eine Gotteserfahrung nur ein neuronales Feuerwerk in meinen Nervenbahnen?

o   Letztlich: Ist mir die Antwort darauf egal

  • Was trägt mich im Leben? Die Beziehungserfahrung im Glauben trägt mich, gibt mir halt– definiert meine Geschichte/ mein Leben, wie ich es erzähle
  • Botschaft der guten Nachricht trägt mich: Du bist ein einzigartiger Mensch, mit Emotionen, Bewusstsein, Glauben usw.! Auch für dich hat Christus gelitten, ist gestorben und wurde wieder auferweckt – damit du das Leben hast, das ewige Leben!

Die Reihe der Zeugen geht weiter:

  • Was für ein Zeugnis hast du? Was für eine Geschichte hast du mit Jesus erlebt? Wo hast du dich in die Arme der Gnade Gottes geworfen?
  • Wirf dich doch heute in die Arme Gottes!
  • Unsere Geschichte hat in ihrer Einmaligkeit eine Bedeutung – kann durch keine KI ersetzt werden

Ich wünsche uns diese Ostererfahrung der Auferstehung: die Geschichte von Gott und uns geht weiter!           

Amen

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Vernetzt im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) in Deutschland K.d.ö.R.