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Was macht diese Zeit mit uns - Frische Mitteilungen #40
Was machen wir aus unserer Zeit? Oder sollten wir besser fragen: Was macht diese Zeit mit uns? Wird die lange Zeit der Einschränkungen und Beschränkungen uns nachhaltig verändern? Die beständige Diskussion um Erst-, Zweit- und Drittimpfungen und das immer schnell verkündete Versagen der Politik? Ich denke schon, dass das was mit uns macht und uns verändert. Aber wahrscheinlich verändern wir uns so oder so. Ob mit oder ohne dritter Impfung und ob mit oder ohne 4. Welle. Und wie ist das mit der Gemeinde? Auch die verändert sich. Und Gott geht mit, er geht sogar der Veränderung voran. So hat sich die Kirche immer wieder erneuert. Ein kluger Spruch sagt: „Wenn wir das, was die Väter taten, so tun, wie es die Väter taten, tun wir nicht, was die Väter taten.“ Als Baptisten stehen wir auf den Schultern der Reformatorischen Kirche. Und eine reformatorische Kirche zu sein, heißt: tun, was die Reformatoren taten, nicht aber, wie sie es taten. Was haben die Reformatoren getan? Sie haben den Christinnen und Christen die evangelische Freiheit zugemutet. Und sie haben die Mitte des christlichen Glaubens gesucht: Jesus Christus, die Gnade, den Glauben, die Schrift.
In der Suche nach der evangelischen Freiheit und der Glaubensmitte darf vieles in Bewegung kommen, ohne dass es Angst vor Verlust geben muss. Es können sich Gottesdienste verändern, Gemeindegruppen und andere Angebote. Wir brauchen nicht jedem Geist der Zeit hinterherrennen, aber müssen auch keine Sorge vor zu viel Veränderung haben, wenn wir den Inhalt vor die Form stellen, mehr das Was in den Mittelpunkt rücken, anstelle dem Wie.
In der letzten Sitzung der Gemeindeleitung haben wir uns über die aktuellen Herausforderungen in unserer Gemeinde unterhalten: viele Gruppen werden nicht mehr oder mit nur sehr verkleinertem Angebot aus der Pause wiedererwachen, der Gottesdienstbesuch ist stark zurückgegangen und viele der treuen Mitarbeitenden haben ihre Aufgaben längerfristig abgegeben. Das reißt einige Lücken in das bisher gewohnte Gemeindebild. Doch muss uns das nicht (nur) zur Trauer veranlassen. Und es ist schon gar nicht irgendwem persönlich vorzuwerfen. In jeder Veränderung liegt schließlich auch eine Chance: Die neuen „Leerstellen“ schaffen auch Raum zum Durchatmen, Kräftesammeln und für neue Ideen.
Die Herausforderungen sind auch in anderen Kirchen zu beobachten. So schreibt die Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung (midi) in ihrem aktuellen Newsletter: „Schockzahlen im Sommerloch: Im Jahr 2020 hat die Evangelische Kirche in Deutschland rund 477.000 Mitglieder verloren. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl einer Großstadt wie Duisburg.“ Und der Autor Kirk Douglass erklärt das Problem – das man zum Teil sicherlich auch auf uns Freikirchen beziehen kann – so: „An dieser Stelle wird ein eklatanter Mangel in unserer heutigen kirchlichen Landschaft offenbar. Wir sind in vielerlei Hinsicht eine Hauptamtlichenkirche geworden. So dankbar wir für professionell ausgebildete, vollzeitliche Kräfte sein können: Es fehlt über weite Strecken ein „allgemeines Priestertum“, das in den ganz normalen Bezügen des Alltags seinen Glauben bezeugt, vorlebt und weitergibt.
Einleuchtend finde ich dann seinen Lösungsvorschlag: „Von Anfang an lag die Dynamik des Christentums darin, dass sich Menschen spirituell vernetzten und andere in ihren Glauben, ihr Leben und ihre Liebe miteinbezogen. Christentum ist Beziehungsreligion. Es breitet sich nicht so sehr durch Predigten, Veranstaltungen oder Konzerte aus, sondern vor allem durch Gespräche, praktische Hilfe und gemeinsame religiöse Erfahrungen.“
Das erlebe ich auch in unserer Gemeinde. Dort, wo wir in Beziehung kommen; dort, wo sich Menschen persönlich angesprochen und eingebunden fühlen; dort, wo sich der Nächste genauso willkommen fühlt wie ich – genau dort erfahren wir lebendiges Christentum. Dort lebt Gemeinde.
Die eben beschriebenen – eher grundsätzlichen – Gedanken ziehen sich auch durch die weiteren – eher konkreteren – Themen dieser Frischen Mitteilungen, wie der Bericht vom 55+ Sommerfest, dem Projekt Neue Hauskreise, dem Gemeindetag, dem Kirchenmittag und vielem mehr, was euch in dieser Ausgabe erwartet. Und damit meldet sich der Newsletter zurück aus der Sommerpause. Herzlich Willkommen!
Nach über einem Jahr Pause hat sich die Seniorengruppe 55+ Ende August zu einem kleinen Sommerfest in der Gemeinde getroffen. Mit Kaffee und Kuchen und vielen fröhlichen Geschwistern. Es war ein Abschiedsfest, denn die Gruppe 55+ wird es in der bisherigen Form nicht mehr geben. Fehlender Nachwuchs ließ die Gruppe gemeinsam altern und die nötigen Vorbereitungen wurden immer beschwerlicher. So haben wir noch einmal zurückgeblickt auf die Anfänge aus dem Jahr 2003 und haben uns an besondere Themen und Ausflüge erinnert. Auch haben wir der Geschwister aus dem Kreis gedacht, die bereits zum Herrn heimgegangen sind. Zum Schluss wollten wir dann auch nach vorne schauen und haben Antworten zu der Frage gesucht: Was ist uns wichtig? – Manchen ist eine Bibelstunde wichtig, vielleicht einmal im Monat. Manche wünschen sich ein Treffen in der vertrauten Runde und in ähnlicher Form, vielleicht vierteljährlich. Wir werden nun aus diesen und den weiteren Antworten schauen, was sich zu einer neuen, konkreten Idee formen lässt.
Manchmal sind es die kleinen Ideen, die den Unterschied machen. Renate Wenzel, ein Mitglied unserer Gemeinde, hatte so eine: sie sammelt Kleingeld als Spende für unser Kindersozialprojekt Check-In ein. Ihr kennt das: Das Münzfach des Portemonnaies ist schon wieder voll mit Cent- und Eurostücken und es ergeben sich zu wenig Gelegenheiten, diese loszuwerden. Doch nun ist die Gelegenheit zur Erleichterung der Tasche. Und dabei könnt ihr auch noch was Gutes tun. Einfach die Münzen in eine Tüte oder ähnliches füllen, am Sonntag mitbringen und Renate in die Hand drücken. Sollte sie nicht da sein, könnt ihr es auch gern im Gemeindebüro hinterlegen lassen. Also: Fangt schon mal an zu Klimpern!
Schön war’s wieder. Die Sommerkirche mit den Geschwistern der EmK Friedenskirche. Gott hat es gefügt, dass wir tatsächlich alle 7 Gottesdienste im Gemeindegarten bei Sonnenschein feiern konnten und so einen doppelten Genuss hatten: gemeinschaftlicher Gottesdienst und gleichzeitig den Hochsommer, umgeben von grünen Bäumen und bunten Blumen, genießen. Vielen Dank vor allem dem Technikteam, dass für eine zuverlässige Bild- und Tonübertragung gesorgt hat, den wechselnden Mitarbeitenden beim Kirchencafé und den Stuhlträgern, die die Sitzgelegenheiten nach draußen und auch wieder reingewuchtet haben.
Ich habe zu Beginn davon gesprochen, in Beziehung zu kommen. Das Projekt Neue Hauskreise hat genau dieses Ziel. Wir wollen wieder neu in Beziehung zueinanderkommen. In Hauskreisen treffen sich Gemeindemitglieder und -freunde im kleinen Kreis bei jemandem Zuhause (daher der Name). Dort tauscht man sich persönlich aus, spricht über Bibeltexte und fragt dabei nach der Relevanz für das eigene Leben. Es gibt Zeit für gemeinsames Gebet und vielleicht auch Gesang. Und das Ganze lebt davon, dass jede und jeder sich mit einbringt, mit den eigenen Fragen und Antworten. Um genauer einschätzen zu können, wieviel Interesse und was für Vorstellungen in der Gemeinde dazu bestehen, hatte ich einen Fragebogen entworfen. 35 Personen haben diesen bereits ausgefüllt. Nun sind wir am Schauen, wie der Start am Besten funktionieren wird. Wer den Fragebogen noch nicht kennt, aber an Hauskreisen Interesse hat, kann diesen gerne noch ausfüllen. Es dauert nur ein paar Minuten und lässt sich bequem online machen, und zwar genau HIER.
Am Samstag, den 11. September 2021 laden wir herzlich zu einem Gemeindetag ein. An diesem Tag wollen wir vormittags ein paar Aufgaben in Haus und Hof erledigen. Ganz so schlimm wie beim Haus rechts auf dem Bild ist es noch nicht, aber wir wollen es ja auch nicht so weit kommen lassen. Nach getaner Arbeit kommen wir zu einem fröhlichen Mittag und Nachmittag zusammen, mit Essen, Liedern und Gesprächen. Herzliche Einladung an alle Freunde, Bekannte und Mitglieder! Um die Verpflegung planen zu können, bitten wir um eine Anmeldung der Teilnahme.
Eine weitere etablierte Form, um in der Gemeinde in Beziehung zu kommen, ist die Zeit nach dem Gottesdienst beim Kirchencafé oder Kirchenmittag. Zum Kirchencafé schreibt Sigrun G., unsere Verantwortliche für die Küche:
„Nach einer langen Zeit der Pause, freuen wir uns wieder auf gemeinsame Gespräche, Kontakte und die kleinen Leckereien, die wir alle für euch vorbereiten. Nutzt die Möglichkeiten, die wir schaffen um Gemeinschaft zu erleben. Jeder gibt sich viel Mühe, um dies zu ermöglichen. Ich bedanke mich recht herzlich für die Zusammenarbeit mit Frohmut, Ricarda und Gabi. Sie verabschieden sich aus dem Kirchenkaffee. Daher bin ich auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Bisher haben sie immer einen Monat die Verantwortung übernommen, aber sehr gerne kann man sich auch einen Monat teilen oder über andere Möglichkeiten ins Gespräch kommen. Ich freue mich, wenn ihr auf mich zukommt. Herzliche Grüße, Sigrun“
Am 12. September wird es erstmals in diesem Jahr wieder ein Kirchenmittag im Anschluss an den Gottesdienst geben. Dort wird gemeinsam gekocht und gegessen, erzählt und gelacht, gefragt und vielleicht auch geantwortet. Das Kirchenmittag soll folgend jeden zweiten Sonntag im Monat stattfinden. Wenn ihr gerne dabei sein wollt, meldet euch bitte zuvor an.
Und noch etwas erwartet uns im September: Das Fest für Demokratie und Toleranz findet am 18. September, ab 13 Uhr auf dem Michael-Brückner-Platz, gegenüber vom S-Bahnhof Schöneweide, statt. Das diesjährige Motto lautet „Du hast die Wahl – Demokratie leben – Engagement zeigen“.
Ich meine, mit demokratischen Strukturen und gelebtem Engagement kennen wir uns als Freikirche gut aus. Gemeinsam mit den anderen Kirchen aus der Ökumene wollen wir wieder als Christen in Schöneweide Gesicht zeigen.
Auf dem Fest vertreten wird auch das Netzwerk für interreligiösen Dialog Treptow-Köpenick sein, dem ich auch angehöre. Eben dieses Netzwerk hat sich darum bemüht das Ausstellungs- und Begegnungszelt „Facetten des Glaubens“ auszuleihen. Dieses Zelt bietet durch Spiele und Schautafeln gute Anknüpfungspunkte, um mit Menschen über ihren Glauben oder Nicht-Glauben ins Gespräch zu kommen. Am 19.08. fand dazu in unserem Gemeindegarten ein Vorbereitungsworkshop statt.
Wir haben die Chance, uns als Gemeinde auf dem Fest an das Ausstellungszelt anzuhängen und von dort aus präsent zu sein. Zur Vorbereitung unserer ökumenischen Teilnahme am Fest wird es am 2.9., um 19 Uhr in der Gemeinde ein Treffen geben, zu dem ich hiermit herzlich einlade.
Übrigens, in Zukunft werden alle Gemeindetermine sowie alle Raumnutzungen durch externe Veranstaltungen im Kalender auf der Gemeinde-Homepage eingetragen sein. So lässt sich schnell herausfinden, was in der Gemeinde gerade los ist und welcher Raum belegt ist. Den Kalender findet ihr HIER.
Was machen wir also aus unserer Zeit? Na, vielleicht wieder etwas mehr in Beziehung kommen. Dafür gibt es ganz bald ein paar Gelegenheiten, im Grundsätzlichen wie im Konkreten.
Und nicht vergessen:
Gott ist stärker. Gott ist da. Für uns.